Verein für Städtepartnerschaft und Zusammenarbeit Bous e.V. - Arbeitstreffen 2012
Bei einem ganztägigen Arbeitstreffen in Bous am 01. Dezember 2012 konnten die Mitglieder der Partnerschaftsvereine aus Bous und Quetigny in einem intensiven Austausch konkrete Projekte für die Zusammenarbeit im Rahmen der Städtepartnerschaft Bous - Koulikoro - Quetigny planen und die nächsten Schritte vereinbaren. Auch eine Abstimmung mit anderen engagierten Gruppen aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz stand auf dem Programm. Darüber hinaus gab es die Möglichkeit, die persönlichen Kontakte, die das Salz in der Suppe der Partnerschaft bilden, zu vertiefen; zum Beispiel beim gemeinsamen Essen und dem Besuch eines Weihnachtsmarktes.
Bürgermeister Stefan Louis begrüßte die Gäste aus Quetigny und die Mitglieder des Partnerschaftsvereins aus Bous herzlich in den Räumen der Hokuta und gab einen kurzen Rückblick auf die gemeinsamen Aktionen. Gute Erinnerungen gab es an die Mitwirkung einer Gruppe aus Quetigny bei der Maisause, an den Gegenbesuch aus Bous in Quetigny zur Koordination der Arbeit, an einen erfolgreichen Jugendaustausch mit dem Höhepunkt der Fahrt nach Berlin und an ein gemeinsames touristisches Wochenende im Saarland. Auf der politischen Ebene gab es eine Reise der Bürgermeister aus Quetigny und Bous nach Koulikoro zu einem intensiven Austausch über die Gestaltung der Zusammenarbeit. Bürgermeister Louis wünschte der Sitzung einen erfolgreichen Verlauf und übergab das Wort an Anne Wilhelm (Vorsitzende des Vereins für Zusammenarbeit und Städtepartnerschaft), die als Moderatorin die Sitzung leitete und gleichzeitig aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte. Am Vormittag ging es um die Beratung der Situation in Mali und die Besprechung von gemeinsamen Projekten. Am Nachmittag gab es zusätzlich einen Austausch mit anderen Gruppen aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz, die sich in Mali engagieren.
Ghislaine Ormancey-Chénu (Vorsitzende des Comité de Jumelage, Quetigny) gab einen Überblick über die Situation in Mali: das Volk der Tuareg besteht aus ca. 1,5 bis 2,5 Mio. Menschen, die sich über die Länder Libyen, Algerien, Niger, Mali und Burkina Faso verteilen. Die Tuareg haben durch die Grenzziehungen in dieser Region keinen gemeinsamen Staat. Sie sind in den Regierungen dieser Länder unterrepräsentiert und werden nur wenig unterstützt. Aus diesem Grund gab es bereits häufig Aufstände, um mehr Rechte, z.B. durch Einführung von föderalistischen und dezentralen Strukturen, zu erreichen. Neu ist, dass in 2012 durch den Zusammenbruch des Regimes in Libyen ehemalige Söldner mit ihren Waffen in das Geschehen eingreifen. Darüber hinaus gibt es verschiedene islamistische Bewegungen, die die instabile Situation im Norden Malis ausnützen, um ihre Interessen durchzusetzen, und nicht nur die Regierungstruppen, sondern auch die Tuareg-Rebellen bekämpfen.
In Koulikoro selbst ist die Situation ruhig, aber die Menschen machen sich schon Sorgen, wie es weitergeht. Es gibt viele Flüchtlinge aus dem Norden. Durch die Regenzeit und eine gute Ernte hat sich die Ernährungssituation entspannt. Die Bevölkerung in Koulikoro empfindet keinen Hass gegen die Tuareg, aber die Islamisten werden als Bedrohung empfunden. Die meisten Malier sind Moslems und leben auch ihren Glauben, aber sie haben kein Verständnis für die Islamisten, die die Scharia mit ihren grausamen und menschenverachtenden Strafen und Einschränkungen der Freiheit durchsetzen wollen.
Ein wichtiges Problem, das die Verwaltung in Koulikoro lösen muss und das die Partnerschaft schon seit vielen Jahren beschäftigt, ist die Abfallentsorgung. Die Verwaltung in Koulikoro fordert ein Fahrzeug zum Abtransport des Mülls. Die Partner aus Bous und Quetigny erwarten jedoch ein umfassenderes Konzept, das z.B. die Kompostierung, Wiederverwendung und Vermeidung und die Deponierung von Müll mit einschließt. Es soll versucht werden, Spezialisten aus der Müllentsorgung zum Erfahrungsaustausch zusammenzubringen, um zu sinnvollen und machbaren Konzepten zu kommen.
Im Haus der Partnerschaft in Koulikoro gab es ein Cyber-Café, das von der Bevölkerung als Zugang zum Internet genutzt werden konnte. Die Infrastruktur wurde bisher von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) getragen und von einem einheimischen Mitarbeiter vor Ort betrieben, der damit seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Nach dem Rückzug der GIZ aus Koulikoro, war jedoch die Finanzierung nicht mehr gesichert und das Internet-Café musste schließen. Um weiterhin der Bevölkerung Zugang zu unabhängigen Informationen aus dem Internet zu ermöglichen und auch die Kommunikation zwischen Koulikoro und Quetigny/Bous zu fördern, soll ein Projekt aufgesetzt werden, das den Betrieb des Cafés wieder ermöglicht. Es ist angedacht, dass Mitglieder des Partnerschaftsvereins in Koulikoro den Internet-Zugang zu vergünstigten Konditionen nutzen können.
Ein Container mit 66qm Kapazität soll Material von Quetigny nach Koulikoro befördern, u.a. Nähmaschinen für die Ausbildung von Näherinnen, medizinische Ausstattung und Schulbedarf. Damit der Container sicher ankommt und insbesondere auf der letzten Etappe von Bamako nach Koulikoro der Transport funktioniert, ist geplant, dass ein Mitglied des Comité de Jumelage aus Quetigny den Transport begleitet.
Um die gemeinsamen Vorhaben auch mit den Partnern aus Koulikoro zu besprechen, ist geplant diese im Januar/Februar 2013 nach Europa einzuladen. Außer den politischen Vertretern (Bürgermeister und seinem Beigeordneten/Personalchef) sollen die Spezialisten für die Themen Müllentsorgung, Gesundheit und Schulwesen eingeladen werden, damit konkrete Themen und Projekte auf den Weg gebracht werden können.
Auch in 2013 ist ein Jugendaustausch mit dem Ziel Paris vorgesehen. Die Planungen laufen zwischen den Jugendpflegern aus Quetigny und Bous zur Zeit an. Es wird überlegt eventuell ein weiteres europäisches Land in diesen Jugendaustausch einzubinden.
Die Bouser Bürger sind vom 22. bis 24. März 2013 nach Quetigny eingeladen. An diesem Wochenende findet in Quetigny der Karneval unter dem Motto “l’autre” (“der Andere”) statt und die Bouser könnten sich mit einer Gruppe/einem Wagen am Umzug beteiligen. Geplant sind auch verschiedene Stationen bei diesem Umzug.
Von Bouser Seite erging eine herzliche Einladung zum Sportsommer mit der Mai-Sause und dem Triathlon, der sowohl für Sportler, aber auch für alle anderen Bürger ein interessantes Programm bietet.
Beim Gespräch mit der Mali-Hilfe e.V (vertreten durch den Vorsitzenden Peter Brucker ) und dem saarländischen Integrationsrat (vertreten durch den Vorsitzenden Mohamed Maiga) ging es darum, nochmal die Situation in Mali zu reflektieren und Erfahrungen auszutauschen, wie eine effektive Hilfe für die Menschen in Mali aussehen kann. Viele Partnerschaften laufen nach dem gleichen Muster ab: meist wird in einer Dreierpartnerschaft gemeinsam mit einer Stadt aus Frankreich Entwicklungshilfe mit dem Ziel “Hilfe zur Selbsthilfe” verfolgt. Ein Beispiel, von Hr. Maiga machte plastisch was damit gemeint ist: mit der Vorgabe, dass Projekte nur dann finanziert werden, wenn diese mit mindestens zwei anderen Partnern gemacht werden, entstehen Netzwerke und Beziehungen zwischen den Menschen. Durch das gemeinsame Arbeiten miteinander kommen neue Ideen auf und das Netzwerk entwickelt sich weiter.
Es wurde vereinbart, dass auch innerhalb von Deutschland die Vernetzung der Aktiven durch regelmäßigen Informationsaustausch und eine gegenseitige Unterstützung weiter voran gebracht werden soll.
Zusammenfassend stellt die Vorsitzende des Vereins für Zusammenarbeit und Städtepartnerschaft Anne Wilhelm fest: “Die Arbeitssitzungen waren anstrengend, aber ein guter Schritt auf dem Weg, um gemeinsam dem Ziel der Partnerschaft näher zu kommen. Ideen für die nächsten Projekte wurden konkretisiert und die Beziehungen zwischen Bous und Quetigny haben sich vertieft.”